Hintergrund

Die mannigfaltige historische Nutzung des Alten Schlosses Krauchenwies bringt in mehrfacher Hinsicht die Krauchenwieser Regionalgeschichte mit überregionalen historischen Bezügen in Zusammenhang (vgl. Weber 1997, S. 207). Insbesondere trifft dies für den hiesigen Aufenthalt von Sophie Scholl (6.4.1941 bis ca. Anfang Oktober 1941) im Rahmen des obligatorisch abzuleistenden Arbeitsdienstes zu (vgl. ebd., S. 207 und 222), die heute für ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus und für ihren damit zusammenhängenden Kampf um Meinungsfreiheit geehrt wird (Widerstandsgruppe “Weiße Rose”). Ihr Aufenthalt im Reichsarbeitsdienstlager Krauchenwies fällt damit in einen Zeitraum, in dem “der weibliche Arbeitsdienst eine zunehmende Ideologisierung und Umwandlung zum Erziehungsinstrument, das junge Frauen auf ihre Rolle in der nationalsozialistischen ‘Volksgemeinschaft’ vorbereiten [...] soll” (ebd., S. 208 f.).

Aufgrund verschiedener Umstände führte der Aufenthalt für Sophie Scholl dazu, dass sie “innerlich gestärkt und noch überzeugter in ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus aus diesem Jahr hervor[geht]” (ebd., S. 221). Dazu zählen insbesondere Ihr starker christlicher Glaube und die Liebe zur Musik (vgl. ebd., S. 220 und 224).

Die Fotoserie Altes Schloss Krauchenwies verweist “ungeschminkt” und symbolisch auf demokratische Bestrebungen in diktatorischen Zeiten. Fenster stehen für Offenheit und verdeutlichen in ihrer Serialität zugleich eine Gleichschaltung, die sich aber bei näherem Betrachten als “nicht durchsetzbar” herausstellt. Jedes Fenster ist verschieden und weist verschiedene differenzierte “Zustände von Offenheit” auf. Dabei strahlen die Fotos verschiedene “Beklemmungszustände” aus, die sich z. B. in der konsequenten Ausschnittwahl aber auch durch den sich in der Fotoserie steigernden Charakter der Verschlossenheit, die in der Vermauerung der Fenster mündet, widerspiegeln.

Literatur:

(1998) Weber, Edwin Ernst: Sophie Scholl und das weibliche Reichsarbeitsdienstlager Krauchenwies. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 34, S. 207–224, http://dl.ub.uni-freiburg.de/cgi-bin/digi-downloadPdf.fcgi?projectname=zhg1998&firstpage=221&lastpage=238